DIN SPEC
09.10.2024

"Wichtiger Schritt für die digitale Stadtplanung"

Städtetags-Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy zur neuen DIN-Spezifikation "Digitale Zwillinge für Städte und Kommunen"

Immer mehr Kommunen arbeiten mit "Urbanen digitalen Zwillingen"– virtuellen Abbildern der realen Stadt – und setzen diese für die Stadtplanung und die Stadtentwicklung ein. Am 8. Oktober ist die DIN-Spezifikation "Digitale Zwillinge für Städte und Kommunen" veröffentlicht worden. Dazu sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages Helmut Dedy:

  • Porträtbild von Helmut Dedy

"Die neue DIN-Spezifikation schafft Klarheit für Städte beim Aufbau und Einsatz von urbanen digitalen Zwillingen. Das ist ein wichtiger Schritt für die digitale Stadtplanung. Immer mehr Städte bauen virtuelle Abbilder auf und nutzen diese für die Stadtentwicklung. Das Potenzial ist groß: Die digitale Version der Stadt kann die echte Stadt besser machen."

Die neue DIN-Spezifikation wurde unter intensiver Beteiligung des Deutschen Städtetages und Vertreterinnen und Vertretern der Städte erarbeitet. Sie definiert erstmals urbane digitale Zwillinge und setzt damit Standards für den Aufbau dieser Anwendungen. Das schafft die Voraussetzung dafür, dass die Städte souverän mit ihren Daten arbeiten können. Dedy sagte weiter:

  • Simulation der Solaren Einstrahlung (Dächer + vertikale Wände)  im Digitalen Zwilling unter Berücksichtigung des flächenhaften  modellierten Baumbestandes in Hannover

    Digitaler Zwilling von Hannover: Simulation der Solaren Einstrahlung (Dächer und vertikale Wände) unter Berücksichtigung des flächenhaften modellierten Baumbestandes.

"Ob mit Sensoren Wetterdaten erfasst, mit Messfahrzeugen der Zustand von Straßen geprüft oder mit Drohnen die Bäume auf Grünflächen gezählt werden – Städte erheben im öffentlichen Raum viele nützliche Daten. Fließt dieser Datenschatz in einen digitalen Zwilling der Stadt ein, können Informationen zu Gebäuden, Objekten und Flächen im öffentlichen Raum zentral in einem realitätsnahen digitalen Stadtmodell ausgegeben werden."

Auf diese Weise könnten zum Beispiel Gebäudefunktionen, Bau- und Flächenmaße, Standorte von Wasserbrunnen, E-Ladesäulen- oder Baumbeständen im digitalen Zwilling der Stadt abgerufen werden, so der Städtetags-Hauptgeschäftsführer:

"Digitale Zwillinge machen es möglich, Wechselwirkungen und Beziehungen in der Stadt zu visualisieren und besser zu verstehen. So können zum Beispiel in der Bauplanung verschiedene Ansätze durchgespielt werden, bevor überhaupt der erste Spatenstich erfolgt. In digitalen Zwillingen kann die künftige Energieversorgung von Quartieren simuliert werden. Es wird aber auch möglich sein, schon vor Straßensperrungen die optimale Umleitung zu finden oder Luftströme in der Stadt abzubilden und so die Frischluftschneisen für den Hitzeschutz zu planen. Urbane digitale Zwillinge ermöglichen etliche Prognosen, die Grundlage für wichtige Entscheidungen der Stadtverwaltungen sein können."

Damit in der virtuellen Version der Stadt die digitalen Daten lebendig werden, braucht es klare Standards, etwa maschinenlesbare Daten und offene Schnittstellen: Geoinformationen und Daten etwa zu Energieverbrauchen, Verkehrsdichte, Luftverschmutzung oder Lärm müssen in das Stadtmodell einfließen können. Deshalb sei die neue DIN-Spezifikation der Grundstein für noch mehr digitale Zwillinge in der Stadtentwicklung, betonte Helmut Dedy:

"Von der digitalen Version der Stadt können nicht nur Planerinnen und Planer profitieren, sondern auch Bürgerinnen und Bürger. Kombiniert und unterstützt mit Anwendungen wie KI oder Virtual Reality können städtische Projekte schon lange vor ihrer Umsetzung im realitätsnahen Abbild der Stadt erlebbar werden. Das ist bei den aktuellen Transformationsaufgaben für die Städte besonders wichtig. Die Planung der Energie- und Verkehrswende oder die notwendige Anpassung der Städte an den Klimawandel erfordert meist bauliche Eingriffe. Die Vision der Stadt der Zukunft schon heute aussagekräftig abzubilden, kann die Entscheidungsfindung und die Meinungsbildung unterstützen."
 

Hintergrund

Am 8. Oktober 2024 wurde die Spezifikation "Digitale Zwillinge für Städte und Kommunen" (DIN SPEC 91607) des Deutschen Instituts für Normung (DIN) veröffentlicht. Das Dokument wurde in zweieinhalb Jahren intensiver Arbeit von über 45 Vertreterinnen und Vertretern aus Kommunen, Verbänden, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft erarbeitet.

Zahlreiche Städte und Kommunen in Deutschland beschäftigen sich im Rahmen der Digitalisierung mit dem Aufbau von Digitalen Zwillingen ihrer Stadt oder Kommune. Dabei wird der Begriff der "Urbanen Digitalen Zwillinge" zunehmend verwendet, ohne dass es hierfür bislang eine klare Definition oder ein einheitliches Verständnis über dessen Anwendung, Inhalt und Architektur gegeben hat – dies ändert sich jetzt mit der neuen DIN-Spezifikation. Nach der Veröffentlichung in Deutschland soll sie auch auf Englisch übersetzt werden und so auch Städte und Kommunen in Europa zur Verfügung gestellt werden.


Weitere Informationen

DIN SPEC 91607 auf  www.din.de

Zur Pressemitteilung des DIN

Der Deutsche Städtetag hat den Prozess der DIN-Spezifikation intensiv begleitet und bereits im Mai 2023 das Expertenpapier "Urbane Digitale Zwillinge. Eine Stadt sehen, verstehen und lebenswert gestalten" veröffentlicht – mit Anwendungsbeispielen unter anderem aus Bremen, Hamburg, Hannover, Kassel und Stuttgart. Infos und Download

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