Moderne Sportstätten
09.12.2024

Die Stadt als Sportraum nachhaltig entwickeln

Kommentar von Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, für den DOSB-Infodienst "Sport schützt Umwelt"

Städtetags-Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy beteiligt sich mit einem Kommentar am "Sport schützt Umwelt"-Infodienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Die Ausgabe 141 steht unter dem Schwerpunkt Im Fokus: Nachhaltige Sportstätten – ökologisch, sozial und ökonomisch tragfähig.

  • Porträtbild von Helmut Dedy

"Sport in der Stadt ist vielfältig. Und Sport ist ein wertvoller Teil des urbanen Lebens. Wer sich bewegt, bleibt fit und knüpft gleichzeitig soziale Kontakte.

Sport schafft Lebensqualität und fördert das Zusammenleben der Menschen in der Stadt.

Das Angebot ist groß: Joggen durch den Stadtpark, Kicken auf dem Bolzplatz, Schwimmen im Frei- oder Hallenbad, Paddeln auf dem Fluss, Radfahren in der Stadt und im Umland, Sport in der Schule, Sport im Verein. Egal für welche Sportart, es braucht dafür passende und gut ausgebaute Infrastruktur. Die Städte sind hier als Modernisierer, Bauherren und Betreiber von Sportstätten aktiv. Und auch Teile des öffentlichen Raums, Grünflächen, Natur, Landschaft, Straßen und Wege müssen sie für den Sport geeignet gestalten.

Die Ansprüche, die an Sportstätten gestellt werden, werden dabei immer vielfältiger. Es geht längst nicht mehr nur um die reine Funktionalität für eine oder mehrere Sportarten. Moderne Sportstätten müssen Anforderungen an nachhaltige Städte der Zukunft erfüllen. Sie sollen als soziale Orte der Begegnung wirken, ökologisch wertvoll gebaut oder modernisiert und ökonomisch geplant, umgesetzt und betrieben werden. Die Nachhaltigkeit der kommunalen Sportförderung misst sich deshalb in drei Dimensionen: soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit.

Städtische Sportentwicklung ist sozial nachhaltig, wenn sie den Menschen bedarfsgerechte und sichere Sportanlagen bereitstellen kann.

Dabei geht es auch darum, dass jede und jeder die Sportstätten grundsätzlich nutzen kann: Die Anlagen müssen barrierefrei oder so weit wie möglich barrierearm sein. Inklusiver Sport muss mitgedacht und die Bewegungsräume entsprechend offen gestaltet werden.

Außerdem muss die Ökobilanz von Sporthallen, Bädern oder Arenen besser werden: Auch die 230.000 bundesdeutschen Sportstätten müssen ihren Beitrag leisten, damit die Städte klimaneutral werden können. Viele Sportstätten sind in die Jahre gekommen und entsprechen nicht mehr heutigen Standards. Mit einer Umstellung auf erneuerbare Energien und durch energetische Sanierungen lässt sich vor allem dort viel erreichen, wo viel Energie verbraucht wird – etwa in Schwimmbädern oder Eishallen.

Darüber hinaus geht es um ökonomische Nachhaltigkeit von Sportstätten – stehen die Kosten für Bau und Betrieb und der angepeilte Nutzen in einem wirtschaftlich sinnvollen Verhältnis? Bei dieser Bewertung spielt auch die Auslastung einer Sportanlage eine Rolle: Denn je höher die Auslastung und je flexibler nutzbar sie ist, desto besser ist die Wirtschaftlichkeit.

Die Anforderungen an die kommunale Sportentwicklung sind deutlich gestiegen. Die Stadt insgesamt muss als Sportraum nachhaltig entwickelt werden. Der Mehraufwand in der Projektplanung und -umsetzung lohnt sich fast immer.

Zur Wahrheit gehört aber auch: Die soziale, ökologische und ökonomische Bilanz von kommunalen Sportstätten wird sich nur dann verbessern lassen, wenn die Städte die notwendigen Mittel in die Hand bekommen. Im Sport ist – wie in vielen anderen Infrastrukturbereichen – der Investitionsstau nach Jahren des "Auf-Sicht-Fahrens" hoch. Wir wollen diesen Investitionsstau endlich auflösen. Sport in Schule und Verein darf nicht ausfallen oder darunter leiden, dass Hallen oder Trainingsplätze verfallen. Und gleichzeitig wollen wir dem Sport in der Stadt mehr Platz für Vielfalt und Bewegung im Alltag geben – beispielsweise durch mehr Grün in der Stadt.

Klar ist: Nachhaltige Sportanlagen gibt es nicht zum Nulltarif. Vielerorts überfordern die notwendigen Investitionen die städtischen Haushalte. Die Förderung des Sports ist aber eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Bund und Länder sind deshalb aufgerufen, die Finanzkraft der Städte deutlich zu stärken. Nur dann lassen sich die Städte auch als Sportraum nachhaltig entwickeln."

Die vollständige Ausgabe Nr. 141 des DOSB-Infodienstes "Sport schützt Umwelt" können Sie hier lesen.