Wohnraummangel
07.08.2024

"Wohnungsmarkt entwickelt sich zum sozialen Sprengsatz"

Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, gegenüber Ippen Media

In einem Interview mit Ippen Media sprach Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, über die Baukrise, die Novelle des Baugesetzbuchs, den Gebäudetyp E und die Mietpreisbremse.

  • Porträtbild von Helmut Dedy

IPPEN: Herr Dedy, wir befinden uns in einer Baukrise und die Mieten explodieren. Nun riet Bauministerin Klara Geywitz den Menschen, doch aufs Land oder in die Kleinstadt zu ziehen, um den Problemen zu entgehen. Wie kam das bei Ihnen an?

Helmut Dedy: Die Idee ist nett, aber wem hilft sie? Wenn ich 20 Jahre jung bin und gerade meine Ausbildungsstelle in Berlin beginne, bringt mir dieser Gedanke nichts. Die Äußerung war nicht wirklich hilfreich. Und die Situation ist auch echt schwierig. Fast alles, was derzeit gebaut wird, ist zu teuer. Jedenfalls zu teuer für einen sozial ausgerichteten Mietwohnungsmarkt.

IPPEN: Als Deutscher Städtetag repräsentieren Sie über 50 Millionen Menschen. Ist das Thema Mieten und Wohnen bei den Städten gerade das drängendste?

Helmut Dedy: Wenn man fragt, was in den nächsten zehn Jahren am wichtigsten wird, kommt als Antwort Klimaschutz und Klimaanpassung. Kurz- und mittelfristig aber ist Wohnen das zentrale Thema. Die Zinsen und die steigenden Baupreise führen zu den Wohnungsproblemen, die wir gerade in den Städten sehen.

IPPEN: Was heißt das für die Menschen?

Helmut Dedy: Wohnungspolitik ist Sozialpolitik. Die Probleme bedrohen das soziale Gefüge in der Stadt. Wohnungslosigkeit nimmt zu. Das ist nur ein Beispiel, aber es ist ein gewisses Indiz für eine grundlegende soziale Herausforderung. Das Thema Wohnen erfüllt uns mit Sorge, aber auch mit Ehrgeiz.

IPPEN: Die Bundesregierung will die Baukrise nun in den Griff bekommen. Als eine Lösung soll der Gebäudetyp E kommen. Das E steht für einfaches und experimentelles Bauen, Auflagen sollen wegfallen, der Neubau dadurch günstiger, schneller und mehr werden.

Helmut Dedy: Ja, das ist gut, wir unterstützen das. Schon als das Konzept des Gebäudetyp E vorgestellt wurde, haben die Bauexperten bei uns gesagt, dass das eine Lösung sein kann. Der Neubau soll sich künftig auf die Kernziele Standsicherheit, Brandschutz und Klimaschutz konzentrieren und die restlichen Auflagen abspecken können. Wir hoffen darauf, dass dieser Standard im Bau Einzug hält. In diesen Maßnahmen steckt Potenzial.

Zum vollständigen Interview mit Helmut Dedy auf www.fr.de