Bauprojekte gewinnen Otto-Borst-Preis für Stadterneuerung 2024
Mehrere Stadtentwicklungs- und Städtebauprojekte aus Mitgliedsstädten des Deutschen Städtetages sind mit dem Otto-Borst-Preis für Stadterneuerung ausgezeichnet worden: Sieben der insgesamt acht Gewinnerprojekte stammen aus Städtetags-Mitgliedsstädten, darunter sind vier, bei denen die Städte selbst oder städtische Unternehmen als Bauherren hinter den Projekten stehen. Das gilt für die Projekte aus Augsburg, Biberach an der Riß, Bremen und München. Weitere Gewinnerprojekte sind von anderen Akteuren in den Mitgliedsstädten Schweinfurt, Kiel und Berlin realisiert worden.
In diesem Jahr sind insgesamt 29 Arbeiten Otto-Borst-Preis für Stadterneuerung (OBP) eingereicht worden. Davon haben, in fünf unterschiedlichen Kategorien, acht Preise erhalten. Fünf Projekten sprach die Jury Anerkennungen aus.
Die Preisträger –
Bauprojekte von Städten oder städtischen Unternehmen
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Neue Töne in der Alten Post in Augsburg
Kategorie: Einzelgebäude im Ensemble
Planer: ARGE Grottenau Knoche Architekten, Leipzig mit Michael Schmid Architekten, München | Bauherr: Stadt Augsburg
Das zentral in der Innenstadt gelegene, denkmalgeschützte Gebäude der alten Hauptpost in Augsburg stand ein gutes Jahrzehnt lang fast leer, bevor es auf Initiative der Stadt wieder mit Leben gefüllt wurde. Zur Wiederbelebung des Quartiers wurde das Gebäude seitens der Stadt erworben, saniert und umgebaut. Nun vereint der Gebäudekomplex Räumlichkeiten für unterschiedliche städtische Ämter sowie das Leopold-Mozart-College der Universität Augsburg. Hierbei wurde die historische Raumstruktur für Büros und Seminarräume weitestgehend erhalten bzw. durch moderne Probebühnen und Studios ergänzt.
Das historische Gebäude sei somit durch sensible, gezielte Eingriffe und Ergänzungen auf die funktionalen Anforderungen der neuen Nutzungen hin angepasst worden und ideal mit dem Quartier vernetzt. Der Beitrag sei in der Summe ein Vorbild dafür, wie die historische Stadt mit hoher Sensibilität für den Bestand mit Blick auf sich wandelnde Anforderungen weiterentwickelt werden könne.
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Alt trifft Neu an der Braith Grundschule in Biberach an der Riß
Kategorie: Einzelgebäude im Ensemble
Planer: Lanz Schwager & Partner Architekten mbB, Konstanz, Florian M. Scheytt Freier Architekt, Biberach | Planer und Bauherr: Stadt Biberach an der Riß
Das historische Schulgebäude, welches innerhalb der Stadtmauer situiert ist, wurde über einen längeren Zeitraum hinweg mehreren Sanierungsphasen und Maßnahmen unterzogen. Ein Einbau eines Aufzugsschachtes im Inneren des ehemaligen Treppenhauses ermöglicht die Barrierefreiheit über alle Etagen des Schulbaus. Ein weiterer Baustein des Projekts ist im Gegensatz zum restaurierten Schulbau ein zweigeschossiger Neubau in reiner Holzbaukonstruktion. Der Neubau beherbergt die "restlichen" notwendigen Räumlichkeiten für einen Ganztagsbetrieb einer modernen Schule – Bücherei, Mensa und Betreuungsräume sowie den Hort.
Beide Gebäude – der sanierte, restaurierte Altbau sowie der neugebaute Holzbau – werden durch eine Holzbrücke über die Stadtmauer miteinander verbunden. Somit würden auf eine sehr beson-dere Weise Alt und Neu verzahnt, um verschiedene Gestaltungmöglichkeiten moderner, nachhaltiger Schulbauten aufzuzeigen.
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Neue Uferanlage Waller Sand in Bremen
Kategorie: Freiraum
Planer: A24 LANDSCHAFT Landschaftsarchitektur GmbH, Berlin | Bauherr: Sondervermögen Überseestadt, Bremen
Aufgrund der Klimaveränderungen ist Hochwasserschutz eine Kernaufgabe der Stadtentwicklung dieses Jahrhunderts. Bisher wurde er oft monofunktional zum Zweck des Überschwemmungsschutzes konzipiert und gebaut. Bestehende Stadtsysteme wurden mit Verlust von Natur und Freiraum umgebaut, große Ingenieursbauwerke errichtet, hohe Mauern und Grenzen zum Wasser erstellt, alte Bäume gefällt und Stadträume zerschnitten. Gelingt die Interdisziplinarität zwischen technischen und gestalterischen Anforderungen, kann Hochwasserschutz als integrierte Bauaufgabe einen Mehrwert für die Stadtentwicklung mit hybriden Freiräumen als Resultat leisten.
Die Uferparkanlage Waller Sand in Bremen zeigt, wie die komplexen, technischen Erfordernisse eines Landesschutzdeichs mit hoher baukultureller Qualität verbunden werden können. Anstelle der bisher rein funktionalen Steinschüttung wurde dieser Abschnitt der Überseestadt Bremen zu einem Ort der Begegnung entwickelt, der mit einem gestalterisch weichen Übergang das Wasser erlebbar macht und die beeindruckende, umgebende Silhouette der Industriegeschichte inszeniert. Durch Landgewinnung entstand auf dem heutigen Wendebecken ein neuer Park, der die Stadt mit dem Wasser verbindet.
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Sozialer Treffpunkt Pöllat-Pavillon am Neuschwansteinplatz
Kategorie: Besonderer Ort
Planer: Landeshauptstadt München, Referat für Stadtplanung und Bauordnung, Macro Architekten mit Grünhoch4 Landschaftsarchitektur, München | Bauherr: Münchner Wohnen Immobilien 1 GmbH, München
Die Lage des Projekts befindet sich in einem Abschnitt des Mittleren Rings. Der Neuschwansteinplatz war trotz urbaner Dichte eine Freifläche mit altem Baum- und Strauchbestand, die aber aufgrund der hohen Lärmbelastung stark untergenutzt war. Diese Stelle am Neuschwansteinplatz inmitten großer sozial geförderter Wohnanlagen, ist ideal für die Wiederansiedelung einer Gemeinschaftsnutzung. Mit dem Projekt "Pöllat-Pavillon" ist sowohl die Aufwertung als auch die Stärkung und Ansiedlung von bürgerschaftlichen bzw. sozialen Einrichtungen gelungen.
Die amorphe, eingeschossige Form des Hauses mit seiner einfachen Grundrissgestaltung sowie die Fassadengestaltung setzen sich deutlich von der städtebaulichen Umgebung ab und bilden einen starken Kontrast zum umliegenden orthogonal platzierten Geschosswohnungsbau und Straßenraster. Die geschwungene, ansteigende Lärmschutzwand verschmilzt mit dem zweigeschossigen Flachbau und wird mit ihm zu einer Einheit. Der eigentliche Pavillon fungiert hierbei als Kopfbau, dessen hofartiger, geschützter Außenbereich in den Park übergeht.
So bietet der heutige Neuschwansteinplatz mit Pavillon und Grünanlage eine sehr anziehende Adressprägung für die Menschen im Viertel und reaktiviert sehr gelungen einen ehemals von Verkehrslärm unwirtlichen Ort zu einem beispielhaften sozialen Treffpunkt mit hoher Aufenthaltsqualität.
Der Otto-Borst-Preis
Mit dem OBP werden herausragende Maßnahmen ausgezeichnet, mit denen durch Erhaltung, Sanierung, Umnutzung und Weiterbau die Entwicklung von lebendigen historischen Städten gefördert wird. Die eingereichten Arbeiten stellen regelmäßig einen repräsentativen Querschnitt von ganz unterschiedlichen Maßnahmen der Stadtsanierung, Stadterneuerung und des Weiterbauens im Bestand im weitesten Sinn dar. In ihnen zeigt sich die ganze Bandbreite der typischen aktuellen Herausforderungen der Stadtentwicklung in und mit dem Bestand.
Der OBP wird seit dem Jahr 2006 alle zwei Jahre von der Arbeitsgemeinschaft Forum Stadt – Netzwerk historischer Städte e. V. verliehen. Der Deutsche Städtetag ist Partner des Vereins. Der Name des Preises erinnert an den Historiker Prof. Dr. Otto Borst (1924-2001), Gründer des Forum Stadt e. V. und Herausgeber der wissenschaftlichen Zeitschrift Forum Stadt.
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