Bäderkultur, Mathildenhöhe und Jerusalem am Rhein sind Welterbe
Das UNESCO-Welterbekomitee hat eine Gruppe von elf bedeutenden europäischen Kurstädten – darunter Baden-Baden – unter dem Titel der "Great Spa Towns of Europe" in die Welterbeliste aufzunehmen. Außerdem ist die Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Darmstadt als besonderes Zeugnis des Aufbruchs in die Moderne zum Welterbe ernannt worden. Dritte neue Welterbestätte in Deutschland sind die SCHum-Städte Mainz, Speyer und Worms, die auf eine lange jüdische Geschichte zurückblicken können – sie gelten auch als "Jerusalem am Rhein". Insgesamt gibt es nun 50 UNESCO-Welterbestätten in Deutschland.
Mehr Informationen zu den neuen Welterbe-Stätten:
Baden-Baden und zwei weitere deutsche Kurstädte Teil des Welterbes
Margret Mergen, Oberbürgermeisterin der Stadt Baden-Baden und Vorsitzende der Arbeitsgruppe der beteiligten Bürgermeisterinnen und Bürgermeister: "Wir freuen uns sehr uns sind unglaublich stolz. Der Welterbe-Antrag für Baden-Baden war von Anfang an eine Herzensangelegenheit für mich. Ich bin überzeugt, dass Baden-Baden sich auch in Zukunft gemeinsam mit seinen Partnern in Stadt und Land für den Schutz und die nachhaltige Entwicklung der bedeutenden europäischen Kurstädte einsetzen wird."
Die "Great Spa Towns of Europe" sind eine transnationale serielle Welterbestätte, bestehend aus elf bedeutenden Kurstädten aus insgesamt sieben Nationen. Dazu zählen neben Baden-Baden, die Kurstädte Bad Ems und Bad Kissingen in Deutschland, Baden bei Wien in Österreich, Spa in Belgien, Karlsbad, Marienbad und Franzensbad in der Tschechischen Republik, Vichy in Frankreich, Montecatini Terme in Italien sowie Bath in Großbritannien.
Die elf europäischen Kurstädte sind in kultureller, sozialer und gesellschaftlicher Hinsicht ein Phänomen, das vor allem im 19. Jahrhundert seine Blüte erlebte. Dienten sie zunächst der Therapie und Genesung, wuchs zunehmend ihre Funktion als kultureller Treffpunkt von Vertreterinnen und Vertretern unterschiedlichster Kreise, Länder und Kulturen. Aus diesem Bedeutungszuwachs ergab sich eine einzigartige städtebauliche und landschaftliche Komposition.
(Quelle: www.baden-baden.de)
Darmstädter Aufbruch in die Moderne in Welterbeliste aufgenommen
"Darmstadt, seine Bürgerinnen und Bürger können stolz sein, dass die 'Mathildenhöhe Darmstadt' als Welterbe anerkannt und damit als Ort von einzigartiger Bedeutung weltweit gewürdigt wird", erklärte Oberbürgermeister Jochen Partsch. "Gewürdigt wird damit eine doppelte Leistung – die Schaffung dieses Ortes selbst, der sich vor genau 120 Jahren erstmals der Welt präsentierte, aber auch die Arbeit der zurückliegenden Jahre, in denen es darum ging, den Wert dieses kulturellen Erbes in einen überzeugenden Antrag für die UNESCO zu fassen. Ein Erbe, das wir seit jeher nicht museal aufgefasst haben, sondern als Auftrag, Darmstadt als Stadt der Kultur zu stärken, seine Vielfalt und seine Innovationskraft zu unterstreichen. Die Mathildenhöhe als Ort des Aufbruchs und die Impulse einer umfassenden Reform aller Aspekte des Lebens als lebendigen Teil dieser Stadt, als Lebens- und Arbeitsort vieler Menschen zu erhalten und weiterzuentwickeln: Dies ist der Kern unseres Antrags. Die Anerkennung als Welterbe bedeutet gleichermaßen Ehre und Verpflichtung."
Die Entscheidung über die Aufnahme der "Mathildenhöhe Darmstadt" in die Welterbeliste hatte sich zuletzt pandemiebedingt um ein Jahr verzögert, da die 44. Sitzung des Welterbekomitees im vergangenen Jahr nicht stattfinden konnte.
Auf der "Mathildenhöhe Darmstadt" wurde zwischen 1899 und 1914 in international einzigartiger Weise die künstlerische und erstmals ganzheitliche Vision des "modernen" qualitätvollen Lebens in die Realität umgesetzt. Auf einem markanten Plateau oberhalb der Altstadt gestalteten damals ambitionierte Künstler auf Initiative des Großherzogs Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein das Ensemble einer "neuen Stadt". 1901 zeigte die erste große Schau unter dem Titel "Ein Dokument Deutscher Kunst" künstlerisches und kunsthandwerkliches Schaffen am Beginn des neuen Jahrhunderts. Die Impulse der Darmstädter Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe beeinflussten Generationen von Architektinnen und Architekten, Landschaftsplanerinnen und Landschaftsplanern und strahlen bis in die Gegenwart aus. Mit dem Hochzeitsturm, dem Ausstellungsgebäude, den Künstlerhäusern, dem Gelände der vier bedeutenden Ausstellungen und den in die Planungen einbezogenen Freiflächen hat sich die vorbildhaft gestaltete Stadtkrone Darmstadts bis heute als unvergleichliches städtebauliches Zeugnis erhalten. Einflüsse von der Arts-and-Crafts-Bewegung und der Wiener Secession bis hin zu Beispielen des Jugendstils und Entwicklungen zur Moderne lassen sich hier nachvollziehen.
(Quelle: www.darmstadt.de)
SchUM-Stätten sind erstes jüdisches Unesco-Welterbe Deutschlands
Seit dem hohen Mittelalter sind die drei jüdischen Zentren am Rhein, Speyer, Worms und Mainz, unter dem Kurzwort "SchUM" bekannt. Die SchUM-Stätten sind nun durch das Unesco-Komitee zum Welterbe erklärt worden. Sie sind damit das erste jüdische Welterbe Deutschlands. "Von heute an wird unsere Stadt eine andere sein: in ihr wird das reiche jüdische Erbe wieder sichtbar und lebendig werden", so der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling.
Der Name "SchUM" setzt sich zusammen aus den Anfangsbuchstaben der mittelalterlichen, hebräischen Namen Schin (Sch) für Schpira, Waw (U) für Warmaisa und Mem (M) für Magenza.
Die SchUM-Städte nahmen Anfang des 13. Jahrhunderts mit ihren Erlassen und Talmudschulen eine führende Rolle im aschkenasischen Judentum ein.
Um 1200 fasste der große jüdische Gelehrte Isaak Or Sarua die Bedeutung von SchUM in die Worte: "Wie sehr gehören unsere Lehrer in Mainz, in Worms und in Speyer zu den gelehrtesten der Gelehrten, zu den Heiligen das Höchsten...von dort geht die Lehre aus für ganz Israel...seit dem Tage ihrer Gründung richteten sich alle Gemeinden nach ihnen, am Rhein und im ganzen Land Aschkenas." (Isaak Or Sarua, 2. Hälfte des 12. Jhs.)
Bis heute sind in den SchUM-Städten herausragende jüdische Ritualbauten und Grabdenkmäler aus dem Mittelalter erhalten geblieben, so etwa die Monumentalmikwe und die um 1104 eingeweihte Synagoge in Speyer, die zu den ältesten und bedeutendsten nördlich der Alpen zählt, der jüdische Friedhof Heiliger Sand in Worms oder die Grabsteine auf dem Denkmalfriedhof in Mainz.
Mit der Eintragung in die Welterbeliste findet ein mehr als 15 Jahre langer Bewerbungsprozess unter Federführung des Landes und unter enger Beteiligung der Städte Speyer, Worms und Mainz sowie der Jüdischen Gemeinde Mainz seinen Abschluss.
(Quelle: www.mainz.de)
Außerdem neu auf der Welterbe-Liste ist aus Deutschland der Niedergermanische Limes.