Deutscher Städtebaupreis 2020 geht an Projekt in Kreuzberg
Das Berliner Projekt "Quartier am ehemaligen Blumengroßmarkt" hat sich beim diesjährigen Deutschen Städtebaupreis durchgesetzt. Bei dem Wettbewerb zur Stadtbaukultur wurden in diesem 40. Jubliäumsjahr mit 81 Bewerbungen besonders viele Projekte eingereicht.
Das Spektrum war sehr breit: stadtstrukturell-geographisch, thematisch, baulich-räumlich. Vom Rathausneubau im städtebaulichen Kontext einer kleinen Kommune bis zum großen Konversionsprojekt einer Metropolregion sah sich die interdisziplinär zusammengesetzte Jury (Stadtplanung, Architektur, Freiraumplanung, Denkmalpflege, Wirtschaft, Soziologie)in vielen Fällen vor eine sehr schwierige Entscheidung gestellt.
"Das Quartier am ehemaligen Blumengroßmarkt in Berlin Kreuzberg ist exemplarischfür einen ko-kreativen Stadtumbau, der das gemeinsame Leben und Arbeiten in den Mittelpunkt stellt und langfristig nachhaltige Entwicklungsstrategien im Quartier verfolgt. Das Projekt setzt Orientierung und Maßstäbe für die sozial orientierte, von vielfältigen Akteuren getragene Stadtentwicklung und ist im Sinne des Deutschen Städtebaupreises besonders beispielgebend.(...)", betont die Juryvorsitzende Prof. Dr. Christina Simon-Philipp, HFT Stuttgart.
Der Sonderpreis zum Thema "Städtebau revisited: Preise –Praxis –Perspektiven" wurde dem Projekt "Städtebaulicher Entwicklungsbereich Stuttgarter Straße, Französisches Viertel" in Tübingen zuerkannt. Der parallel zum Städtebaupreis ausgelobte Sonderpreis dient der Akzentuierung besonders dringlicher Handlungsfelder im Städtebau und in der Stadtplanung.
"Das robuste städtebauliche Konzept und die Qualitäten des öffentlichen Raums sind das Markenzeichen des Quartiers, das eine große Lebendigkeit ausstrahlt. Man hat beim Flanieren durch den Stadtteil die Gewissheit, dass er mit zunehmendem Alter noch an Zuspruch und Vitalität gewinnen wird", so das Juryurteil für das Projekt.Dreißig Jahre nach dem Wettbewerb für das Französische Viertel in Tübingen (Städtebaupreisträger aus der Einreichung 2001) erweist sich die Idee der Parzellierungals Erfolgsrezept mit hoher Alltagstauglichkeit und Beispielhaftigkeit für einen partizipativ orientierten Städtebau in Deutschland.
Die Ergebnisse im Einzelnen
Es wurden 139 Projekte, davon 58 im Sonderpreis von der Jury begutachtet und bewertet. Besonders bemerkenswert im Jubiläumsjahr 2020 war die ausgesprochen hohe Qualität der eingereichten Beiträge. Nach der Eingrenzung "der engeren Wahl" auf 35 Projekte wurden diese zwischen Anfang Dezember 2020 und Ende Januar 2021 vor Ort von jeweils einem Jurymitglied besucht.
Die verantwortlichen Akteure der Projekte wurden per Zoom oder draußen interviewt. Aus der “engeren Wahl" sprach die Jury für jeweils ein Projekt den Städtebau- bzw. den Sonderpreis aus, sechs Projekte (davon zwei im Sonderpreis) erhielten eine Auszeichnung und acht Projekten wurde eine Belobigung zuerkannt.
Deutscher Städtebaupreis 2020
Preisträger
- Berlin| Quartier am ehemaligen Blumengroßmarkt
Auszeichnung
- Bremen |Waller Sand
- Heilbronn |Stadtquartier Neckarbogen -Erster Baustein einer neuen Stadtlandschaft
- Regenburg |Jüdisches Gemeindezentrum mit Synagoge
- Tirschenreuth |Ort des Lernens -Revitalisierung der historischen Fronfeste
Belobigungen
- Anklam |Hansestadt Anklam-Rückkehr zur vertikalen
- StadtBurg |Stadt Landschaft Burg
- Frankfurt am Main |Riederwald-Siedlung, Friedrich-List-Straße
- Maitenbeth |Rathaus Maitenbeth
- München |Stadtquartier an der Leopoldstraße
Preisträger
- Tübingen, 2001| Städtebaulicher Entwicklungsbereich Stuttgarter Straße, Französisches Viertel
Auszeichnung
- Hochheim am Main, 1983 |Planungsberatung und Initiativplanungen zur Regeneration der Altstadt sowie bisher verwirklichteErneuerungsmaßnahmen
- Köln, 1982|Ersatzwohnungsbau und Blocksanierung auf dem Areal der ehemaligen Schokofabrik Stollwerck im Sanierungsgebiet Severinsviertel
Belobigungen
- München, 2008 |Jüdisches Zentrum
- Ulm, 2006|Neue Mitte Ulm – Stadtumbau im Bürgerdiskurs
Die Ergebnisse des Wettbewerbes und Details der Preisträger, der ausgezeichneten und belobigten Projekte sowie die vollständigen Jurybeurteilungen sind unter www.staedtebaupreis.de zu finden.
Darüber erscheint eine Dokumentationdes Deutschen Städtebaupreises 2020 in der Reihe "STADT BAUEN“ im Wasmuth Verlag, voraussichtlich im Spätherbst 2021.
Der Wettbewerb "Deutscher Städtebaupreis"
Seit 40 Jahren dient der mit insgesamt 25.000 Euro dotierte Deutsche Städtebaupreis der Förderung einer zukunftsweisenden Planungs- und Stadtbaukultur. Er wird alle zwei Jahre von der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung (DASL) ausgelobt und von der Wüstenrot Stiftung gefördert.
Es werden in der Bundesrepublik Deutschland realisierte städtebauliche Projekte prämiert, die sich durch nachhaltige und innovative Beiträge zur Stadtbaukultur sowie zur räumlichen Entwicklung im städtischen und ländlichen Kontext auszeichnen.
Dabei sollen die Projekte in herausragender Weise den aktuellen Anforderungen an zeitgemäße Lebensformen ebenso Rechnung tragen wie den Herausforderungen an die Gestaltung des öffentlichen Raumes, dem sparsamen Ressourcenverbrauch sowie den Verpflichtungen gegenüber der Orts- und Stadtbildpflege. Der Deutsche Städtebaupreis wird in den Kategorien "Städtebaupreis" und "Sonderpreis" vergeben.
Städtebaupreis
Die Einreichungen für den Städtebaupreis werden nach ihrer stadtfunktionalen, stadträumlichen, sozialen und architektonischen Qualität bewertet und auch, inwieweit das eingereichte Projekt der Verbesserung der stadträumlichen, der stadtfunktionalen sowie architektonischen Qualität des Gebiets zugunsten der dort wohnenden und arbeitenden Menschen dient. Den Projekten sollen integrierte Konzepte und beispielhafte Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Akteuren zugrunde liegen, da auch der Prozess einer gelungenen Kooperation bewertet wird.
Sonderpreis
Der parallel zum Städtebaupreis ausgelobte Sonderpreis dient der Akzentuierung besonders dringlicher Handlungsfelder im Städtebau und in der Stadtplanung. Das Thema des Sonderpreises lautet: "Städtebau revisited: Preise – Praxis – Perspektiven".
Aus Anlass des 40-jährigen Jubiläums des Deutschen Städtebaupreises widmet sich der Sonderpreis 2020 Beiträgen, die zwischen 1980 und 2010 mit Preisen und Auszeichnungen gewürdigt wurden. Die Projekte werden gesichtet, bewertet und der Sonderpreis 2020 an einige dieser Beiträge verliehen. Dadurch wird im Rückblick über den Zeitraum einer Generation ein Panorama der damals als herausragend betrachteten Leistungen deutschen Städtebaus präsentiert.
Gleichzeitig wird unter der Frage der Nachhaltigkeit die stets geforderte "Alltagstauglichkeit" unter. anderem durch Ortsbegehungen der engeren Wahl erneut auf den Prüfstand gestellt: Wie haben sich die Projekte im Laufe der Jahrzehnte bewährt? Welchen Wandel haben sie baulich-räumlich sowie im Gebrauch und Bewusstsein der Nutzer erfahren?