Verkehrswende in den Städten
03.09.2020

"Unsere Städte sind keine Parkplätze"

Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, gegenüber der Rhein-Neckar-Zeitung

 

"Die Verkehrswende ist kein reines verkehrspolitisches Thema, sondern ist eine zentrale Frage der Zukunft unserer Städte. Die Idee von der autogerechten Stadt haben wir schon länger hinter uns gelassen. Der Verkehr muss vernetzt, nachhaltig und modern sein. Das ist, was viele Menschen wollen. Das ist kein ganz schneller Prozess. Es bedeutet auch, dass wir beim öffentlichen Raum schauen müssen, wie wir ihn nutzen möchten. Ich glaube, das Fahrrad bietet eine große Chance. Aber wenn eine Stadt neue Radwege bauen will, kann das nicht auf dem Bürgersteig geschehen. Es geht auch darum, dem Auto in den Städten öffentliche Räume zu entreißen. Unsere Städte sind keine Parkplätze, Städte sind Orte zum Leben. Es sind Städte für Menschen und nicht Städte für Autos.

Es ist noch keine Verkehrswende, wenn wir jeden Verbrenner durch ein E-Auto ersetzen. Das löst die Kapazitätsprobleme nicht, die wir in den Städten haben. Wir wollen zu einem anderen Mix von Verkehrsmitteln kommen, mit weniger Autofahrten, mehr Radverkehr und möglichst vielen Menschen, die Bus und Bahn nutzen.

Nötig sind Konzepte über alle Verkehrsträger hinweg. Der öffentliche Personennahverkehr muss attraktiver werden. Wir brauchen eine bessere Taktung und mehr Regionalverkehr bei der Bahn. Auch die verschiedenen Verkehrsträger sollten noch besser vernetzt werden. Carsharing-Autos und Leih-Fahrräder sollten zum Beispiel am Ende der S-Bahn-Linie stehen. Neben einem Deutschlandtakt bei der Bahn braucht es auch bessere digitale Buchungssysteme für Tickets über Stadtgrenzen und Verkehrsverbünde hinaus. Wir müssen die Städte mehr in ihrer Region denken."

Mit freundlicher Genehmigung der Rhein-Neckar-Zeitung, www.rnz.de