Corona-Beschlüsse von Bund und Ländern
15.10.2020

Mehr einheitliche Regelungen – aber offen, ob das reicht

Ein Bericht der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit Äußerungen von Burkhard Jung, Präsident des Deutschen Städtetages

Der Deutsche Städtetag ist skeptisch, ob die Beschlüsse von Bund und Ländern zur Eindämmung der Corona-Pandemie ausreichen. Städtetagspräsident Burkhard Jung (SPD) sagte der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag: "Es wird jetzt etwas mehr einheitliche Regeln bei steigenden Infektionszahlen geben. Aber ob  d as reicht und die Menschen besser durchblicken können, was gilt, müssen wir erst noch sehen." Der Leipziger Oberbürgermeister sagte weiter: "Wir dürfen in den kommenden Wochen die Kontrolle über die Ausbreitung von Corona nicht verlieren."

Der Städtetag begrüße das frühere und strengere Eingreifen bereits bei 35 Infektionen pro 100 000 Einwohnern in sieben Tagen. Nach dem Beschluss von Bund und Ländern soll in Städten und Regionen ab diesem Grenzwert die Maskenpflicht ausgeweitet werden und die Gästezahl bei privaten Feiern weiter begrenzt werden.

Die Zahl der binnen eines Tages mit dem Coronavirus neu infizierten Menschen in Deutschland ist erneut sprunghaft gestiegen und hat damit einen Rekordwert erreicht. Die Gesundheitsämter meldeten nach Angaben des Robert Koch-Instituts vom Donnerstagmorgen 6638 Neuinfektionen - rund 1500 mehr als am Mittwoch.

"Wir müssen alles dafür tun, damit uns die Pandemie im Herbst und Winter nicht zu hart trifft", sagte Jung. Er kritisierte außerdem, dass Bund und Länder beim Beherbergungsverbot für Urlauber aus Risikogebieten eine Einigung vertagt hatten. Er habe sich eine klare Linie gewünscht. "Hier war das Beharrungsvermögen einiger Länder offenbar zu groß, um jetzt zu einer einheitlichen Regelung zu kommen, die die Menschen verstehen."

Es werde jetzt sehr darauf ankommen, dass bei den strengeren Regeln alle mitmachten, so Jung. "Wir sind als gesamte Gesellschaft gefordert, Corona entgegenzutreten: mit Masken, Kontakten mit Abstand, mit kleineren und weniger ausgelassenen Feiern, erst recht in Regionen mit hohen Infektionsraten. Und wenn wir in einem Gebiet mit vielen Infektionen wohnen oder dorthin reisen wollen, sollten wir solche innerdeutschen Reisen vermeiden. Ja, das ist eine Einschränkung und verlangt uns einiges ab. Aber wir leisten diesen Beitrag aus Rücksicht auf uns selbst, auf andere Menschen und auf unser Land."

Es gebe eine große Einigkeit, einen zweiten Lockdown zu verhindern – also ein Herunterfahren des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens wie im Frühjahr. "Und es ist gut, dass Bund und Länder Schulen und Kitas offenhalten wollen. Kinder und Jugendliche dürfen nicht zu Verlierern der Corona-Krise werden."

Mit freundlicher Genehmigung der dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH, Hamburg, www.dpa.de