Bundesweites Konzept nötig – Vorlaufzeit wichtig
"Derzeit wird nur ein sehr kleiner Teil der Kinder – schätzungsweise unter 5 Prozent – im Rahmen der Notbetreuung in Kitas und Tagespflege betreut. In die Kinderbetreuung wird nur schrittweise wieder eingestiegen werden können. Naheliegend ist, erst einmal mit einer geringeren Zahl von Kindern zu beginnen. Dafür könnte man sich zum Beispiel an Berufsgruppen der Eltern orientieren, Alleinerziehende besonders berücksichtigen oder auch stufenweise nach dem Alter der Kinder vorgehen. Der Vorschlag der Leopoldina, zunächst nur die 5- bis 6-Jährigen wieder in die Kitas aufzunehmen, kann Teil einer Stufenlösung sein.
Wir appellieren an die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten, bei ihren Beratungen ein bundesweites Konzept für stufenweise Lockerungen der Corona-Beschränkungen zu verabreden. Die Menschen müssen wissen, woran sie sind und die Regelungen verstehen und nachvollziehen können. Deshalb ist eine bundesweite Basis auch für die große Zahl der Schulen und Kitas wichtig. Für die Kitas zum Beispiel wäre es unglücklich, wenn in einem Land die 5- bis 6-Jährigen in Kürze wieder betreut werden und in einem Nachbarland die 3- bis 4-Jährigen. Das würde sofort Fragen aufwerfen, was denn nun besser ist für die Corona-Bekämpfung und für die Kinder.
Der nächste Punkt ist, wann die Lockerungen in Kraft treten. Damit die Städte alles vorbereiten können, appellieren wir an die Länder, die Kommunen frühzeitig über geplante Schritte zur Rückkehr zur Normalität zu informieren. Denn wir brauchen Vorlaufzeit, damit wir die Regelungen praktisch umsetzen können. Bei den Schul- und Kita-Konzepten müssen die Kommunen mit ihrem Sachverstand besonders eng eingebunden werden.
Für die Kitas müssen wir uns bewusst sein: Abstandhalten funktioniert naturgemäß bei kleinen Kindern und ihrer Betreuung nicht. Das macht auch die Leopoldina deutlich.
Beim Wiedereinstieg ist aber auch zu beachten, dass ein Teil der Erzieherinnen und Erzieher und der Tagespflegepersonen Risikogruppen angehören. Sie sind zum Teil über 60 Jahre alt oder leiden unter Vorerkrankungen. Viele von ihnen werden zunächst nicht wie gewohnt arbeiten können. Auch Kinder und ihre Familien selbst können zu den Risikogruppen gehören, weil sie unter Vorerkrankungen leiden.
Wir werden wahrscheinlich deutlich kleinere Gruppen in den Kitas bilden müssen und weniger Personal haben. Deshalb müssen in den Ländern schnell Pläne entwickelt werden, wie die Kitas personell unterstützt werden können. Die gewohnten Gruppenstrukturen in den Kindertagesstätten werden eine Zeit lang nicht ohne weiteres funktionieren. Da werden auch die Kita-Träger vorübergehend umplanen müssen.
Im Ergebnis werden wir vorübergehend flexibler mit den Personalschlüsseln umgehen müssen. Zum einen muss geklärt werden, wie viel Personal verfügbar ist. Zum anderen wird der Betreuungsbedarf davon abhängen, wann und in welcher Stufenfolge die jetzigen Beschränkungen gelockert werden.
Kindern mit Erkältungssymptomen muss weiterhin der Zutritt zur Kita verwehrt werden. Die Eltern sollten hier so verantwortungsbewusst sein, die Betreuung freiwillig nicht zu nutzen, wenn ihr Kind Symptome wie Fieber oder Husten zeigt."