Städtetag fordert Maßnahmenpaket Pflege
17.06.2024

"Koordination der Pflegeberatung sollte in die Hand der Kommunen"

Katja Dörner, Vizepräsidentin des Deutschen Städtetages, gegenüber der Funke Mediengruppe

Der Deutsche Städtetag fordert vom Bund ein Maßnahmenpaket Pflege. Um die Pflegesituation in den Städten zu verbessern, muss der altersgerechte Bau von Wohnungen gefördert und ein Digitalpakt Pflege aufgesetzt werden. Außerdem brauchen die Städte mehr Kompetenzen bei der Pflegeberatung und -planung.

  • Porträtbild von Katja Dörner, seit 2023 Vizepräsident des Deutschen Städtetages

"Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen steigt deutlich. Viele von ihnen wollen so lang wie möglich in ihrer vertrauten Umgebung leben. Den Städten ist es ein großes Anliegen, dass es gute und passgenaue Pflegeangebote gibt – vom Pflegeheim um die Ecke bis zur häuslichen Pflege mit professioneller Unterstützung. Das alles wird angesichts des Fachkräftemangels und der angespannten Pflegekassen ohnehin eine Riesenherausforderung. Damit es trotzdem möglich bleibt, muss die Bundesregierung ein Maßnahmenpaket Pflege angehen und den Städten mehr Kompetenzen in der Pflege geben.

Die Koordination der Pflegeberatung sollte in die Hand der Kommunen gelegt werden. Denn neben den Leistungen der Pflegeversicherung geht es auch um Altenhilfe und Beratungen zu Sozialfragen und zur Wohnsituation.

All das sind Angebote der Städte für ältere Menschen, die heute in der Pflegeberatung durch die Pflegekassen kaum eine Rolle spielen. Deshalb sollten die Städte künftig die Pflegeberatung koordinieren. Wir brauchen einen präventiven Ansatz, der körperliche Aktivitäten, Mobilität und soziale Teilhabe für ältere Menschen direkt in ihrem Stadtteil mitdenkt. Auch bei der Pflegeplanung brauchen die Kommunen mehr Kompetenzen. Das Pflegeangebot in einem Stadtteil muss zum tatsächlichen Bedarf passen. Deswegen sollten wir stärker mitentscheiden können, wie und wo neue Pflegeangebote entstehen. Bevor eine neue Pflegeeinrichtung zugelassen wird, sollte die Kommune zustimmen. Es hilft niemandem, wenn es in einem Stadtteil fünf und in einem anderen gar kein neues Pflegeheim gibt.

Die Förderprogramme für den Neu- und Umbau altersgerechter und möglichst barrierefreier Wohnungen müssen ausgeweitet werden. Das gewohnte Umfeld ist oft der beste Schutz gegen Vereinsamung. Gleichzeitig entlastet es das Pflegesystem, wenn ältere Menschen möglichst lange selbstbestimmt ohne Pflegeleistungen in der eigenen Wohnung zurechtkommen. Trotzdem herrscht akuter Mangel an altersgerechtem Wohnraum. Bund und Länder müssen ihre Förderprogramme aufstocken. Und auch die Kranken- und Pflegekassen müssen altersgerechte Wohnungsanpassungen stärker mitfinanzieren. Das ist Prävention, die sich unterm Strich rechnet.

Der Bund sollte außerdem einen Digitalpakt Pflege aufsetzen. Der persönliche Kontakt wird in der Pflege nie zu ersetzen sein, trotzdem kann digitale Unterstützung erheblich entlasten.

Mit einem Digitalpakt Pflege könnten sowohl technische Assistenzsysteme und Hilfsmittel in der häuslichen Pflege finanziert als auch die Digitalisierung von Pflegeeinrichtungen und Pflegediensten vorangetrieben werden. Außerdem gehören digitale Pflegeleistungen endlich in den Leistungskatalog der Pflegeversicherung."