Bodenpolitik
11.12.2023

"800.000 Wohneinheiten warten derzeit darauf, gebaut zu werden"

Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, gegenüber der Welt am Sonntag

Für schnelleren Wohnungsbau in den Städten, fordert der Deutsche Städtetag mehr Unterstützung, u. a. bei der gezielten Entwicklung von Brachflächen. Städtetags-Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy sagte der Welt am Sonntag:

  • Porträtbild von Helmut Dedy

"In vielen Städten fehlt es nicht nur an Bauland, auch die Ausgleichsflächen werden knapp und teuer. Das wird zunehmend auch zum Problem für Entwickler und Investoren, auf die immer höhere Folgekosten für die Ausgleichsflächen und -maßnahmen zukommen. Der Gesetzgeber sollte es erleichtern, Konversions- und Brachflächen zu entwickeln. Das könnte die Situation entspannen. Dazu gehören dann auch digitale Brachflächenkataster und die Weitergabe der Daten an die Städte. Außerdem müssen Bund und Länder deutlich mehr landes- und bundeseigene Flächen für den Wohnungsbau und auch für Ausgleichsflächen zur Verfügung stellen."

Dedy betonte:

"Boden ist inzwischen eine der knappsten Ressourcen in den Städten und im Wert enorm gestiegen. Das sorgt dafür, dass Bauland immer häufiger als Spekulationsobjekt genutzt wird.

Wir können es uns aber nicht leisten, dass wertvolle Flächen jahrelang brach liegen und nicht für Bauprojekte genutzt werden. Deswegen sollten die Städte künftig das Baugebot leichter anwenden können. Am besten ist immer noch, wenn es gelingt, Bauland im Schulterschluss von Städten, Grundstückseigentümern und Projektträgern zu entwickeln.

Wenn das aber nicht gelingt, müssen die Städte handeln können. Dafür muss das Baugebot bei der anstehenden Novelle des Baugesetzbuches konsequent vereinfacht und praxisgerecht ausgestaltet werden. Dann könnten für Entwicklungen im Innenbereich der Städte auch kleinere, im Stadtgebiet verteilte Bauflächen leichter aktiviert werden.

In Deutschland könnte reichlich gebaut werden, wenn die wirtschaftlichen und finanziellen Rahmenbedingungen stimmen. Die Kommunen haben ihre Hausaufgaben gemacht: Mehr als 800.000 von den Städten und Landkreisen genehmigte Wohneinheiten warten derzeit darauf, gebaut zu werden."