"Panik brauchen wir nicht, aber Vorsorge"
PNP: Herr Dedy, wie wirkt sich die Explosion der Energiepreise auf die Städte aus und welche Konsequenzen hat sie bisher?
Helmut Dedy: Die Preisspirale dreht sich beim Gas immer schneller. Das bekommen die kommunalen Versorger deutlich zu spüren. Die Stadtwerke müssen zu immer höheren Preisen einkaufen. Dass der Bund jetzt die Gasimporteure stützt, entlastet etwas. Aber dennoch haben wir das Dilemma: Wenn Stadtwerke die Preissteigerungen an die Verbraucher weitergeben, werden viele Haushalte überfordert. Geben sie die Preissprünge nicht weiter, drohen sie Pleite zu gehen. Dann steht die Versorgungssicherheit auf dem Spiel.
PNP: Sind die Städte vorbereitet auf einen Strom- und Gasmangel? Fürchten Sie den Zusammenbruch von Stadtwerken?
Helmut Dedy: Das muss auf jeden Fall verhindert werden. Panik brauchen wir nicht, aber Vorsorge. Wir alle müssen sparen, sparen, sparen. Klar, wir wünschen uns alle einen unbefangenen Sommer. Aber der Winter kommt. Darauf müssen wir uns jetzt vorbereiten und mit Sparmaßnahmen helfen, die Speicher zu füllen. Wichtig ist, dass möglichst viele Menschen mitmachen, Unternehmen genauso wie private Haushalte. Die Städte schieben einiges an und prüfen, was vor Ort funktioniert, etwa beim Warmwasser oder den Klimaanlagen in öffentlichen Gebäuden. Auch die Sporthallen oder die Bäder sind nicht außen vor. Wir tun, was wir können. Aber wir brauchen Unterstützung. Der Bund darf die kommunalen Versorger nicht im Regen stehen lassen. Die Stadtwerke sind bürgernah wie kaum ein anderes Unternehmen – sie sorgen für Müllabfuhr und Wärme, Wasser, Gas und Strom. Ohne Stadtwerke gibt es keine Versorgungssicherheit, sie gehören unter den Schutzschirm für die Wirtschaft.
PNP: Auf was müssen sich die Bürger gefasst machen?
Helmut Dedy: Wir brauchen eine ehrliche Diskussion: Auf welchen Komfort können wir verzichten? Nicht jede Preissteigerung wird sich mit Steuergeld auffangen lassen, das ist klar. Für höhere Preise werden alle Verbraucher tiefer in die Tasche greifen müssen. Eine Umlage, wie der Bund sie jetzt gesetzlich möglich macht, ist klug. Dann würden die starken Preissteigerungen auf alle Gaskunden verteilt, damit sie an der Nordseeküste die gleichen Aufschläge zahlen wie in der Lausitz. So können extreme Preisspitzen abgefedert werden. Zusätzlich sind sozialpolitische Weichenstellungen nötig. Einkommensschwache dürfen im Winter nicht in kalten Wohnungen sitzen. Energiepolitik ist auch Sozial- und Wirtschaftspolitik.
Mit freundlicher Genehmigung der Passauer Neuen Presse, www.pnp.de