"Die Wärmeplanung ist das richtige Instrument"
Dass alle großen Städte schon 2026 fertige Konzepte vorlegen sollen, hält Christine Wilcken, Beigeordnete beim Deutschen Städtetag, für machbar. Damit die Wärmewende gelingt, müsse aber mehr passieren, erklärt sie im Interview.
Demo online: Das Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung sieht vor, dass große Städte bis 2026 eine Wärmeplanung vorlegen müssen. Kleinere Kommunen unter 100.000 Einwohnern haben Zeit bis 2028. Wie bewertet der Städtetag das beschlossene Gesetz?
Christine Wilcken: Wir halten es für sehr wichtig, dass das Gesetz zusammen mit dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) zum 1. Januar 2024 in Kraft getreten ist. Beide Gesetze sind die zentralen Säulen der Wärmewende. Dass wir die Wärmewende brauchen, um die Klimaneutralität zu erreichen, steht ja außer Frage. Die kommunale Wärmeplanung ist das richtige Instrument, um die Wärmewende strategisch vor Ort anzugehen. Die Zielmarke 2026 wird für die großen Städte machbar sein, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Das heißt: Die Länder müssen flott ihre entsprechenden Landesgesetze auf den Weg bringen. Und wir brauchen Planungs- und Investitionssicherheit. Und da müssen wir natürlich über Geld sprechen.
Demo online: Um festlegen zu können, wo künftig wie geheizt wird, müssen die Kommunen umfangreiche Daten zusammentragen und auswerten. Wie aufwendig wird das?
Christine Wilcken: Ohne eine gute Datengrundlage kann ich keine Bestands- und Potenzialanalyse machen und vor allem kein Zielszenario entwickeln, welche Versorgungsart am Ende wo am klügsten ist. Viele Daten sind schon vorhanden. Natürlich wird es aufwendig sein, weitere Daten zu erfassen. Aber wir merken gerade im Bereich Klimaschutz und Klimaanpassung, dass wir die Daten ohnehin brauchen. Ein Beispiel: Daten der Abwasser-Infrastruktur sind nicht nur für die Wärmeplanung wichtig, sondern auch für Klimaanpassungs-Projekte.
Demo online: Nicht alle Kommunen haben das Fachpersonal und Know-how, um die Wärmeplanung eigenständig umzusetzen. Wo finden sie Unterstützung?
Christine Wilcken: Der Bund arbeitet gerade an einem Leitfaden für das Wärmeplanungsgesetz als praktische Übersetzung und Hilfestellung. Es wäre schön gewesen, wenn der Leitfaden zusammen mit dem Gesetz fertig geworden wäre. Und wir werden flächendeckende Beratungsangebote brauchen, über die Deutsche Energie-Agentur (dena) und das Kompetenzzentrum Kommunale Wärmwende in Halle. Im Deutschen Städtetag tauschen wir uns natürlich auch intensiv aus und auch das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) kann mit seinen Seminaren eine Plattform sein. Vor allem müssen die Landesregierungen über ihre Energieagenturen Angebote für die Kommunen zur Verfügung stellen. Und dann gilt wie bei allen Themen: vernetzen, Erfahrungen austauschen und abgucken, wie es meine Nachbarstadt oder befreundete Kommune machen. Gerade für kleinere Kommunen wird interkommunale Zusammenarbeit eine wichtige Rolle spielen.
Zum vollständigen Interview mit Christine Wilcken auf www.demo-online.de