"Ganztag bietet große Chance für mehr Bildungsgerechtigkeit"
Im Interview von Städtetags-Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy mit dem Informationsdienst Bildung.Table ging es unter anderem um die Themen schulischer Ganztag, Schulfinanzierung, digitale Schule und das Startchancen-Programm:
Herr Dedy, ab 2026 gilt der Rechtsanspruch auf den Ganztag an Grundschulen. Wird die Umsetzung zu diesem Zeitpunkt funktionieren?
Ich glaube nicht, dass es zum Stichtag ein flächendeckendes Angebot geben wird. Dafür haben Bund und Länder in der Vergangenheit zu viel Zeit vertan. Erst eineinhalb Jahre, nachdem der Rechtsanspruch auf Bundesebene beschlossen wurde, stand die Verwaltungsvereinbarung zwischen Bund und Ländern. Wenn man es aus unserer Sicht beschreibt: Wir werden nicht halten können, was andere versprochen haben.
Warum sind Sie so skeptisch?
Wir haben drei limitierende Faktoren. Einmal das Geld, aber das ist nicht das Wichtigste. Auch wenn wir jede Menge Geld hätten, hätten wir nicht überall bereits die passenden Räume. Aber der entscheidende Faktor ist das fehlende Personal. Wir haben Knappheit im Bereich der Kita, in der Schulsozialarbeit, im Bereich von Inklusionshelferinnen und -helfern. Das wird sich auch auf den Rechtsanspruch im Ganztag auswirken.
Grundsätzlich zweifeln Sie aber nicht am Ausbau des Ganztags?
Ganz und gar nicht, wir wollen den Ausbau. Wir glauben, dass der schulische Ganztag eine große Chance für mehr Bildungsgerechtigkeit bietet, wenn man ihn gut macht. Dabei ist ein zentraler Punkt, wie man den Ganztag definiert. Bekommen wir einen gebundenen Ganztag, bei dem es eine Teilnahmeverpflichtung gibt? Einen rhythmisierten Ganztag, mit verteilten Unterrichtszeiten auf den Vor- und Nachmittag und einem pädagogisch sinnvollen Wechsel zwischen Lernen und Entspannung? Dann ist der Gestaltungsrahmen ein anderer, als wenn wir im bisherigen System bleiben: morgens Schule, nachmittags eher Betreuung. Nach unseren Vorstellungen hat der gebundene Ganztag viele Vorteile. Schulträger sollten ihn einführen können, wenn sie sich gemeinsam mit den Eltern dafür entscheiden.
Zum kompletten Interview mit den Themen Digitalpakt 2.0 und Startchancen-Programm bei Bildung.Table