"Gewerbliche Mischnutzungen mit Wohnnutzung – das wird uns richtig helfen"
Vor dem Treffen des "Bündnisses bezahlbarer Wohnraum" mit Bundeskanzler Olaf Scholz sprach Städtetags-Vizepräsident Burkhard Jung, Oberbürgermeister aus Leipzig, mit dem ZDF Mittagsmagazin.
ZDF: Offenbar wird es einige Ergebnisse geben, da ist ja auch schon einiges durchgesickert. Was ist da für Sie der wichtigste Punkt?
Burkhard Jung:
Die 14 Punkte, die wir heute Morgen präsentiert bekommen haben, gehen absolut in die richtige Richtung. Wir müssen die Bremse lösen. Wir müssen wieder bauen. Wir müssen sozialen, günstigen und schneller den Wohnraum schaffen. Und ich glaube, das geht in die richtige Richtung. Wir sind sehr optimistisch.
ZDF: Das mehr gebaut werden muss, ist Konsens, aber was sind tatsächlich die Maßnahmen, die das jetzt vorantreiben?
Burkhard Jung: Zum einen ist es die Afa, die Abschreibungsmöglichkeiten für Bauträger, es ist zweitens der Investitionszuschuss, der nötig ist für Sozialwohnungen, wir wollen drittens die Digitalisierungsfragen schneller in die Hand nehmen, um Bauen auch schneller genehmigungsfähig zu machen. Was ich besonders interessant finde, ist ein so genanntes serielles Baumodell „E“, also mit anderen Worten eine einfache, schnelle, zügige Möglichkeit seriell-modulhaftes Bauen zu ermöglichen nach festen Standards, die uns in den Baupreisen entgegenkommen, das sind so die wesentlichen Punkte. Hinzu kommt junges Wohnen, familienfreundliches Wohnen. Also es gibt eine ganze Maßnahmenliste und ich hoffe, dass es auf jeden Fall die Handbremse löst.
ZDF: Ein Punkt ist zum Beispiel auch, dass Energiestandards nicht verschärft werden sollen, EH 40 heißt das Ganze. Wie viel kann denn das bringen oder muss in dem Bereich nicht noch mehr abgespeckt werden, zumindest fordern das einige?
Burkhard Jung: Es ist erstmal ein richtiges Zeichen in die Landschaft hinein, dass man sozusagen diese EH 40-Richtiline etwas verzögert nach hinten verschiebt, weil man natürlich versuchen muss, Menschen zu belohnen, auf schnellem Weg Energiestandards für sich umzusetzen, aber es nicht vorgibt und damit auch die Fördermöglichkeit verliert. Also fördern und fordern an der Stelle ist der richtige Weg und bringt uns etwas Luft.
ZDF: Jetzt sind das einige Maßnahmen, sie selbst sind ja Oberbürgermeister in Leipzig, wie viel können sie, mit dem was da jetzt kommen soll, denn schaffen, wie viel mehr Wohnraum?
Burkhard Jung: Das kann ich ihnen nicht genau sagen, das ist der Zusammenschluss der verschiedenen Maßnahmen. Ich gebe Ihnen nur mal ein Beispiel:
Die Lärmrichtlinie soll überarbeitet werden, so dass mehr Möglichkeiten gegeben werden vor Ort, auch gewerbliche Mischnutzungen mit Wohnnutzung zu vereinfachen, dort ist eine Experimentierklausel vorgesehen. Das wird uns richtig helfen vor Ort, in verdichteten Ballungsräumen hier und da Wohnraum zu schaffen, den wir zurzeit auf Brachen nicht schaffen können wegen der Lärmsituation und der jetzigen Richtlinien.
Also ein Beispiel, was sich jetzt sehr schnell abzeichnen wird im nächsten Jahr, ob uns das nach vorne hilft, in der Bereitstellung von Wohnungen.
Zum vollständigen Interview mit Burkhard Jung auf www.zdf.de