Ausbau der Schulsozialarbeit
19.12.2021

"Sozialarbeit an jeder Schule"

Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, im Interview mit der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft

Die Ampel-Koalition plant, 4000 Schulen in Problemgebieten mit Sozialarbeitern auszustatten. Das ist zu wenig, sagt der Hauptgeschäfts­führer des Deutschen Städtetages, Helmut Dedy, im Interview mit der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft.

Neue Berliner Redaktionsgesellschaft: Der Bund will sich massiv in der Schulsozialarbeit engagieren. Begrüßen Sie das?

Helmut Dedy: Ja, sicher. Aber die 4000 im Koalitionsvertrag genannten Schulen reichen nicht. Ich möchte eine "Basisausstattung Schulsozialarbeit" an jeder der rund 40.000 Schulen in Deutschland. Je nach Quartier werden zusätzliche Mittel nötig sein. Vielleicht weil in dem Viertel viele Familien Transferleistungen beziehen, weil viel Integrationsarbeit geleistet werden muss oder weil viele Kinder sonderpädagogisch gefördert werden müssen.

Schulen sind ein Lern- und Lebensraum, Schulsozialarbeit kann dort Wunder bewirken.

Neue Berliner Redaktionsgesellschaft: In welchen Regionen Deutschlands besteht der größte Bedarf an Investitionen und an zusätzlichen Schulsozialarbeitern - in der Stadt oder auf dem Land, in welchen Bundesländern?

Helmut Dedy: Bildungspolitisch stehen wir vor enormen Herausforderungen. Denken Sie an Digitalisierung, Inklusion, den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung und die Folgen der Pandemie für Kinder und Jugendliche. Der Bedarf ist flächendeckend. Nach einzelnen Regionen lässt sich das nicht gut differenzieren. Eher nach Rahmenbedingungen – in Vierteln mit hoher Kinderarmut ist der Bedarf sicherlich am größten.

Neue Berliner Redaktionsgesellschaft: Was müsste geschehen, damit die Mittel möglichst direkt da ankommen, wo sie gebraucht werden?

Helmut Dedy: Die Programme müssen unbürokratisch, schnell und flexibel sein, das ist bisher nicht immer der Fall. Und sie müssen mit den bestehenden Angeboten der Länder und der Kommunen abgestimmt werden.

Ich werbe für Beinfreiheit der Städte. Wir brauchen keine komplizierten Programme mit Vorgaben da und dort, sondern Zutrauen in die Lösungskompetenz der Städte. Vor Ort wissen die Beteiligten doch, wo der Schuh drückt.

Neue Berliner Redaktionsgesellschaft: Sollten die Bundesmittel wirklich bald fließen und die Schulen attraktiver werden, würden sie sich dann auch leichter tun, Lehrkräfte zu gewinnen?

Helmut Dedy: Das ist zu hoffen. Schule muss Freude machen. Wenn Lehrkräfte und Schulsozialarbeit gut zusammenarbeiten, spricht sich das rum. Und für die Schülerinnen und Schüler ist es ein großer Gewinn.

Mit freundlicher Genehmigung der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft, www.nbr-info.de